Die Zeit der Entscheidung - Optionen, Erfolgsvoraussetzungen und Fahrplan für ein neues EU-Primärrecht

Janis A. Emmanouilidis

C·A·P Analyse 1/2007

Munich 02/2007

Pdf download


Das Schicksal des europäischen Verfassungsvertrags wird 2007 entschieden. Sollte unter deutscher und portugiesischer Präsidentschaft keine konzeptionelle Einigung über das weitere Vorgehen erzielt werden, wäre nicht nur der Verfassungsvertrag endgültig gescheitert, sondern auch die Rettung seiner inhaltlichen Substanz gefährdet. Die Komplexität der gegenwärtigen Krise erlaubt keine Lösung des Verfassungsproblems auf der Basis einfacher Rezepte oder kosmetischer Veränderungen. Gefragt ist vielmehr eine umfassende Lösungsstrategie, die sowohl den konkreten Problemen im Verfassungsprozess als auch den grundlegenden Problemen der gegenwärtigen EU-Krise gerecht wird.

Eine pragmatische Option zur Sicherung der Substanz des Verfassungsvertrags besteht darin, den Kernbestand an Neuerungen in Form eines Änderungsvertrags zum Vertrag von Nizza in das geltende Primärrecht zu übertragen. Hierzu müssten die zentralen Verfassungsreformen identifiziert und der Nizza-Vertrag entsprechend verändert werden. Aus dem provozierenden Großtitel der "Verfassung" würde in der Tradition der Reformen von Maastricht, Amsterdam und Nizza die bescheidene Variante eines Vertrags gemacht.

Darüber hinaus muss die Sinnhaftigkeit des europäischen Projekts neu definiert werden. Zentrales Anliegen sollte es dabei sein, die Gestaltungskraft Europas in einer neuen globalen Ordnung zu stärken. Es geht darum, ob Europa in der Lage sein wird, die politischen, ökonomischen, sozialen und ökologischen Regeln einer neuen Weltordnung auf der Basis seiner Wertvorstellungen mit zu gestalten. Die Kunst der Europapolitik wird darin liegen, diese neue Begründungslogik mit einem ambitionierten aber zugleich realistischen Großprojekt zu verbinden, in dem sich die zentrale Idee des neuen Europa widerspiegelt. Die innere und äußere Verletzlichkeit Europas sprechen für ein Großprojekt im Bereich Sicherheit.


Latest publications

Participatory democracy at the EU level: How to break the invisible ceiling?
Janis A. Emmanouilidis and Corina Stratulat, Observatory Report, EPC & EU Democracy Reform Observatory 03/2024

Europawahl 2024 – was für die EU und Deutschland auf dem Spiel steht
Janis A. Emmanouilidis and Johannes Greubel, Brussels 01/2024

Turning Fear Into Hope
Herman Van Rompuy | Fabian Zuleeg | Janis A. Emmanouilidis | Jacki Davis, EPC 11/2022

Overcoming the ambition-unity dilemma
Janis A. Emmanouilidis and Fabian Zuleeg, Brussels 10/2022

The Future is Now – What next after the Conference on the Future of Europe?
Janis A. Emmanouilidis, Taking Stock, Moving Forward: Reflections Following the Conference on the Future of Europe, Hanns Seidel Foundation & ELIAMEP, Athens 08/2022

Europe’s moment of truth: United by adversity?
Janis A. Emmanouilidis and Fabian Zuleeg, Brussels 07/2022

Adding Ambition to Europe's Unity
Herman Van Rompuy and Brigid Laffan et al., Project Syndicate, Brussels 06/2022

The von der Leyen European Commission at midterm: Same priorities, different reality
Corina Stratulat, Johannes Greubel, Perle Petit, Danielle Brady, Silvia Carta, Simon Dekeyrel, Francesco De Angelis, Janis A. Emmanouilidis, Melanie Fessler, Emily Fitzpatrick, Andrea García Rodríguez, Tommaso Grossi, Annika Hedberg, Elizabeth Kuiper, Marta Mucznik, Laura Rayner, Stefan Sipka, Brussels 06/2022

Under Construction: Citizen Participation in the European Union
Stefan Bloch, Paul Butcher, Maarten de Groot, Janis A. Emmanouilidis, Dominik Hierlemann, Corina Stratulat, Verlag Bertelsmann Stiftung / Gütersloh 05/2022

After the Conference on the Future of Europe – Moving into a new era
Janis A. Emmanouilidis, Johannes Greubel, Georg E. Riekeles and Corina Stratulat, Brussels 05/2022


Publications